“Subventionsprogramm für Spritfresser”
Bei SPIEGEL habe ich grad eine Kolumne von Christian Stöcker – zu meinem neuen Lieblingsthema “Mobilität” – gefunden, die mal wieder ausspricht, was ich auch denke. Es geht um die (temporäre) Senkung der Energiesteuer auf Benzin und Diesel und dass davon ja die am meisten profitieren, die sich völlig ungezwungen für Spritfresser entschieden haben.
Viele Deutsche kaufen also, und zwar seit Jahren, ausgesprochen unvernünftige, in jedem Fall überflüssig große und schwere Autos, dem Klimawandel, beengten Innenstädten, den Risiken für andere Verkehrsteilnehmer und den Herkunftsländern von Öl zum Trotz. Dafür werden sie jetzt belohnt. Von allen anderen.
Aber erinnern Sie sich an einen Werbespot für ein Drei-Liter-Auto? Nein? Ich auch nicht.
Dabei muss ich immer an die SUV-Werbespots denken, die versuchen ein Gefühl von “Freiheit” zu verkaufen. Das bringt mich immer auf die Palme! Freiheit wäre es doch bei der Mobilität eben nicht auf fossile Brennstoffe aus autokratischen Ländern angewiesen zu sein…
Obwohl Motoren eigentlich immer effizienter werden, steigt der durchschnittliche Spritverbrauch deutscher Autos seit Jahren, statt zu sinken. Das muss man im Kopf haben, wenn Politiker davon reden, dass Leute »aufs Auto angewiesen« seien. Niemand ist auf ein SUV angewiesen, absolut niemand. Es ist auch niemand darauf angewiesen, auf der Autobahn 180 zu fahren.
So schaut’s aus. 1. Wo bleiben Tempolimit oder Sonntagsfahrverbote für den Frieden? 2. Die paar Male, wo ich mal ein Auto „brauche“ und Carsharing benutze, wähle ich meistens eins der up- oder Citigo-Modelle. Die reichen absolut, um allein, zu zweit oder auch zu dritt irgendwo hinzufahren oder auch schwere Sachen (etwa einen Wocheneinkauf) zu transportieren, auch wenn ich für letzteres kein Carsharing, sondern meinen Fahrradanhänger, der aus meinem normalen Cityrad ein Lastenrad macht, benutze. Zu viert, vielleicht auch zu fünft reicht ein Mittelklassewagen. Aber das schreibt auch Stöcker:
Viele Leute wären nicht einmal auf ein Auto mit vier Sitzen angewiesen, denn die meisten Autos, die so herumfahren, sind mit einer einzigen Person besetzt. Anderthalb Tonnen Blech oder noch mehr, die ein Menschlein von 70 oder 100 Kilogramm Gewicht durch die Gegend bugsieren. Ineffizienter geht es kaum. Es gilt aber weiterhin als gottgegeben.
Wieso gibt es nun aber den Tankrabatt, aber keine lenkenden Anreize, um mehr Leute dazu zu animieren, Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen? Wo bleibt der Fahrradwerkstattsrabatt (so eine Fahrradwartung ist auch nicht gerade günstig), wo der Zuschuss für einen Fahrradanhänger, ein Pedelec oder ein Lastenrad? Die FDP kann sich mal wieder mit ihrer Klientelpolitik durchsetzen, während sich die Grünen (wie leider so oft in letzter Zeit) über den Tisch ziehen lassen:
Für betrieblich genutzte, wirklich unerlässliche Fahrzeuge wie die von Handwerksbetrieben – aber nicht für jeden Dienstwagen – hätte man eine Sonderregelung finden können. Aber davon hätte dann eben die Porsche-, BMW- und Mercedes-Klientel nicht so schön profitiert. Lindner weiß ja, wer die FDP wählt.